Bertha Pappenheim – die Pionierin als Patronin für unseren Pionier
Bertha Pappenheim (geboren 1858 in Wien-Leopoldstadt, gestorben 1936 in Neu-Isenburg/Frankfurt) war bedeutende Sozialpionierin, feministische Aktivistin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes. Darüber hinaus gilt sie ob ihrer Krankengeschichte (Behandlung durch Dr. Josef Breuer) als die eigentliche Begründerin der Psychoanalyse: Ihr Fall wurde als „Anna O.“ von Breuer & Freud veröffentlicht.
Bertha Pappenheim widmete sich in Artikeln und Buchpublikationen (Pseudonym „P. Berthold“) der Frauenfrage. Sie entwickelte Hilfsmaßnahmen, arbeitete in einer israelitischen Mädchenwaisenanstalt und gründete zahlreiche Vereine. Bertha Pappenheim thematisierte unermüdlich die Einbindung von Frauen in die soziale und öffentliche Hilfsarbeit und unterstützte die Durchsetzung von Programmen und Zielen der bürgerlichen Frauenbewegung. Es ging ihr um die Probleme osteuropäischer jüdischer Frauen, Waisenfürsorge, Sittlichkeitsfragen und den „Mädchenhandel“ – Bertha Pappenheim prangerte die gesellschaftlichen Umstände an, welche Frauen in die Prostitution treiben: „Das Wort Mädchenhandel ist eigentlich nicht richtig. Handeln kann man mit einem Huhn oder mit Stiefeln. Es ist eben nicht ein Verkauf in dieser Form. Wir müssen uns vielmehr fragen: Welches sind die entsetzlichen Möglichkeiten, die junge Mädchen dem Dirnentum zuführen?“.
Im Mittelpunkt ihres Lebenswerkes stand das Bestreben, die Rechtsstellung der orthodoxen Jüdin im Gesetz zu heben. 1935 benutzten die Nationalsozialisten Pappenheims Schriften zur antijüdischen Hetze in Deutschland. 1936 stirbt sie kurz nach einem Verhör durch die Gestapo.
Literaturtipps:
- Pappenheim, Bertha/die Anna O.: Sisyphus: Gegen den Mädchenhandel – Galizien. Kore/Freiburg 1992
- Breuer, Josef/Freud, Sigmund: Studien über Hysterie. Fischer/Frankfurt am Main 2000
- Jansen, Mechthild M./Nordmann, Ingeborg (Hg.): Lektüren und Brüche. Jüdische Frauen in Kultur, Politik und Wissenschaft. Ulrike Helmer 2000
Kultur- und Reisetipp: Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim in Neu-Isenburg